Bilder und Berichte




Was man hier so isst



Das, was hier gaenigerweise mit „local food“ bezeichnet wird variiert von Region zu Region und von Saison zu Saison.
Im Folgenden will ich aber vornehmlich auf das im Osten Ugandas gelegene Koenigreich Teso eingehen, in dem ich seit nun fast 11 Monaten heimisch geworden bin.
Ein paar „Grundbausteine“ gibt es jedoch ganz jaherig und fast taeglich zu essen. Dazu zaehlen vorallem „Pocho“ und „Atapa“ (auch Kalo genannt). Beide aehneln sich sehr in Zubereitungsart und Konsistenz.
Ersteres besteht aus Maismehl, das in heisses Wasser geruehrt wird bis ein weicher, weiser klumpen entsteht.
Letzters wird genauso gekocht, aber mit einer Mischung aus Hirse- und Maniokmehl. Das Ergebniss ist eine braune, gummiartige, klebrige Masse.
Beides schmeckt erstmal nach nichts, aber mit der richtigen Sosse wird ein schmackhaftes und vorallem saettigendes Gericht draus!
(Als ich ankam konnte ich gerade mal ein faustgrosse Portion Pocho verdruecken, dann konnte ich nicht mal mehr nen Kruemel essen. Das haut echt rein! Aber inzwischen bin ich darauf eingestellt und kann meinen Teller fuer gewoehnlich leeressen *g)
Die billigste Mahlzeit die in den meisten Schulen den Schuelern taeglich vorgesetzt wird ist „Pocho and beans“ (dt.: Maisdingens mit Bohnen). Ansonsten machen sich meat (Rind oder Ziege) soup, chicken oder pasted fish (mit Erdnusscreme) gut dazu.
Zu besonderen Anlaessen werden noch „greens“ dazu gereicht. Das sind zu einer Art Spinat eingekochte Blaetter, z.b. die Blaetter der Kichererbse oder auch von Kuerbis. Jedes der zahlreichen greens - von denen ich leider nur den Namen in der regionalsprache kenne - wird auf seine eigene Art und Weise zubereitet, manche sind beispielsweise bitter oder brauchen laenger zum weichwerden.
Standard- und einziges Gewuerz ist Salz und davon reichlich. Die Ugander sagen „the salt makes the soup“.
Dazukommt dass die Ernaherung generell sehr fetthaltig ist, da fast alles frittiert wird (das bedeutet erst Zwiebeln in oel roesten, dann Tomaten dazu und dann alles andere z.B. Salat oder Greens).
Sogar Kuchen kann man fritieren!
Nennt sich dann „half cakes“ und gibts haeufig zum Fruehstuck. Alternativ gibts auch eine Art Faschingskrapfen oder gekochtes casava (maniok). Wenn Saison ist sind sueskartoffeln zum fruehstueck auch sehr beliebt.
Ooh ich liebe sueskartoffeln, am besten mit pasted eboga (noch so ein green aber mit Erdnusssosse), meeega lecker.
Abends gibts dasselbe wie Mittags. Wer sichs leisten kann, isst anstatt pocho Reis. Auf dem Dorf wird aber fast nur Atapa gegessen. Dafuer wird dann aber bei Besuch fuer den Gast ein Huhn geschlachtet.
Fuer Zwischendurch gibts eine numeroese Anzahl von snacks. Beginnend von pancakes, chips and chicken bishin zu dem allgemein bekannten Rolleggs. Dabei werden in Chapati (das ist im Prinzip auch nichts anderes als unser Pfannkuchen bloss ohne Eier) ein Eieromlett eingerollt. Daher kommt auch das das wahnsinnig witzige Wortspiel Rollex :P
Schmeckt aber auf jeden Fall uebel lecker, gibts an jeder Ecke wie bei uns Doener und kostet im Schnitt 40ct.
Generell kann ich sagen, dass mir so ziemlich alles hier wirklich gut schmeckt, sogar Grassshuepfer und white ants. Nur bei Innereien und Kuhknoecheln habe ich kapituliert. *g
Zum Glueck gibts solche „Delikatessen“ eher selten :D


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Eine Perle, die glaenzt.

Durch meine Arbeit hatte ich letzte Woche die Gelegenheit nun auch den landschaftlich sehr reizvollen Westen Ugandas zu bereisen.
Fuer unser neu gestartetes Frauenselbsthilfe-Projekt namens TIWE (Teso initiative for women empowerment) tourte ich zusammen mit der Mutter Annet, einer lebensfrohen Mittvierzigerin nach Fort Portal und Bushenyi, wo wir Baumschulen und Frauengruppen besuchten. Zum einen um Setzlinge, Samen und andere Materialien fuer unsere Workshops zu kaufen und zum anderen um Erfahrung zu sammeln und auszutauschen.
Die Kontakte zu den besuchten Organisationen entstanden dadurch, dass dort ebenfalls Freiwillige von Artefact arbeiten.

Anbei den Bericht, den ich fuer die Arbeit verfasste:

"Annet Ikima, Mothers Union member, and me, Carolina Nelson, volunteer for C.O.U, started our trip from Soroti to Western Uganda early in the morning of first of May 2013.

Since we had to change vehicles in Kampala we took advantage of being in the capital and informed ourselves about the prices for vegetable seeds which are supposed to be give to the six women self help groups attending the TIWE project.
We also bought a digital camera for the women.
Hostel mit Blick auf die Rwenzori-Berge
Late in the evening of the same day we reached the Y.E.S. Hostel in Fort Portal, where we found accommodation for the night.
There was even time to improve our Table tennis skills ;-) (Picture 1.2).
The next morning on the 2nd of May, we walked up to TBG, the Tooro Botanical Garden.
There, we were guided for a Garden Tour and were even shown the lab and drying room and the solar dryers.
We learned about environment-friendly trees as well as about the medical use of many indigenous and nonindigenious herbs.
And the end of the tour we were able to get some cuttings for the malaria treating plant, called Artemisia Annua Anamed while we were also thought how to keep, crow and cut it.
Additionally we also bought dried Artemisia ready for tea, dried medical lemon grass, a Healthy drink and seedlings for the spicy Rosemary (Picture 1.3).
Afterwards we took a walk around Fort Portal and entered to craft shops to learn, compare and get new ideas.
The first craft shop belonged to the Catholic Diocese Fort Portal (Picture 1.4) and the second one was run by a women group called Maria Women.
We got many inspirations for new products for example Patchwork-animals, angels of banana leaves or earrings of bottle covers. Especially the patchwork-oven-cloves impressed us, so we bought a pair of it for demonstration.
In the afternoon we proceeded to Rukarawe in Bushenyi District, where we visited the Tree nursery of YSA and met the women self-help group called CAP, Crafts against Poverty (Picture 2.3).
In the morning the worker of the tree nursery showed us around and explained every use of every tree in the garden. He also showed us how to do root and stem cuttings (Picture 2.1).
We also picked some of seedlings of the most interesting trees as well as some seeds of several trees and herbs.
"Crafts against Poverty"
After this we went for a walk through the nearby forest where he normally picks most of the seeds and cuttings for the tree nursery.
The forest was planted by a donor in the 1980th to demonstrate how to relive exhausted land and preserve bio diversity.
In the afternoon we joined the weekly meeting of the women group Rukarawe which took place in there own craft shop.
The women were interested in the samples we brought from Soroti p.e. the bags and knitting products made by our mothers. On the other hand we admired especially the baskets, candles and mosquito repellants which the women are selling in their tourist shop.
We chose a good day for our visit because this day the women were learning how to make house shoes (Picture 2.2). So we also took part in the workshop and widened our knowledge.
When we travelled back to Soroti we stopped again briefly in Kampala to buy materials for beads like strings and openers.
So when we reached Soroti we returned with a lot of materials, seeds, trees and new ideas."

Annet Ikima                           Carolina Nelson
Ich nutzte die Gelegenheit der Tour um noch ein bisschen touristisch auf meine Kosten zu kommen und besuchte anschliessend Marie in Kasese, machte eine Safari durch den nahen Queen Elisabeth-Nationalpark und kletterte auf die umliegenden Berge.
Ungluecklicherweise kam es gerade als wir da waren im District Kasese durch die ungewoehnlich star
ken Niederschlaege zu einer Jahrhundertflut. Tausende Menschen mussten umgesiedelt werden, acht starben, Bruecken krachten zusammen und der Highway zu Fort Portal war voruebergehend gesperrt. Als wir am naechsten Tag Kasese passierten konnte man immer noch das Wasser in den Hauseingaengen stehen sehen...
Nichts desto trotz hatten wir einen genialen Ausflug.
Den Weg zurueck bin ich ueber Lira gefahren, da die Strassen auf dieser Strecke gut ausgebaut sind (nicht wie die Schotterpiste von Soroti nach Mbale!!) und man nebenbei noch an den wunderschoenen Karuma Falls vorbei kommt.
Die Landschaft im Westen war wirklich ueberragend und unglaublich abwechslungsreich:
das verregnete aber immergruene Fort Portal, das heisse in einer Senke liegende Kasese und das kuehle Bushenyi, das mit seinen schwarz-weissen Kuhherden auf gruenen Wiesen teilweise an die schwaebische Alp erinnert.
Dazwischen Waelder, Seen, Fluesse, Wasserfaelle und Savannen National Parks.
Jetzt erst verstehe ich wirklich warum Uganda auch die "Perle Afrikas" genannt wird!
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Wo man mit Englisch nicht mehr weiterkommt

Tansania. 
A sense of freedom

Touristisches Reiseziel Nummer 1 in Ostafrika.

Da das Office sowieso über die Festtage bis ins neue Jahr geschlossen hatte, beschloss ich mir Urlaub zu nehmen und zusammen mit Marie, einer Mitfreiwilligen aus Kasese, unser südliches Nachbarland zu erkunden.



Nach schier endlosen 30h Fahrt von Kampala entstieg ich mit zittrigen Knien in Dar es Salaam dem Bus.

Überraschenderweise war die Reise verhältnismäßig angenehm, da die Straßen Tansanias – abgesehen von viel zu zahlreichen „Speed bumps“ – in sehr gutem Zustand sind.

Beim ersten Schritt aus dem klimatisierten Fahrzeug trifft mich die stehende Hitze unerwartet.

Obwohl Samstag ist der Busparkplatz stark belebt.

Sofort bin ich von einem Schwarm geschäftstüchtiger Taxi-Fahrer umringt, die mir alle übereifrig ihre Dienste anbieten. Da ich aber die preisgünstigeren „Public means“ vorziehe verneine ich jedes Angebot und kämpfe mich frei. Auf meine Frage, wie ich denn zum Stadtzentrum komme, ernte ich nur unverständige Blicke, da – zu meinem Erschrecken – plötzlich niemand mehr Englisch und wenn dann nur gebrochen spricht!
Dunkel erinnere ich mich, dass in der ehemals deutschen Kolonie Kisuaheli die vorherrschende Sprache ist. Doch dass man ohne Landessprachenkenntnisse so aufgeschmissen ist, hat mich dann doch überrascht.
Irgendwie gelingt es mir dann aber bald doch mit Händen und Füßen und den Brocken Kisuaheli, die ich auf meiner Keniareise gelernt habe, meinem Vorhaben Ausdruck zu verleihen.
Die überaus hilfsbereiten und freundlichen Tansanier lotsen mich zu den „Dala Dalas“, diesen 15-Stitzigen-Kleinbussen, die in etwa dem entsprechen, was wir in Uganda „Matatu“ nennen.
Am Hafen des Friedens (wörtliche Übersetzung von Dar es Salaam) angekommen, empfange ich Marie, die mit der Fähre von der Trauminsel Sansibar angeschippert kommt.
Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt Marie ohne Ortskenntnisse in der größten Stadt Tansanias aufzustöbern, aber trotz der Ausdehnung ist vor allem das Zentrum sehr übersichtlich. Ohne Probleme finden wir unser Hostel für die Nacht.
Da Sonntag ist, ist am nächsten Tag noch weniger los, als am Vortag. Wir schlendern durch die Gegend, genießen den angenehmen Flair und entdecken die ausgeprägte Künstlerszene. Vor allem Ölgemälde von Maasai-Kriegern sind der letzte Schrei, da sie bei Touristen besonders gut ankommen.
Kokosnuss schluerfen am Strand von Dar es Salam
Info:
Der Stamm der Maasai, der im südlichen Kenia und im nördlichen Tansania beheimatet ist, ist der einzige „Tribe“, der tatsächlich noch sehr stark an seiner Kultur festhält. Deshalb sind seine Angehörigen leicht zu erkennen: gekleidet in gestreifte oder karierte Tücher und ausgeprägter Ohr- und Nasenschmuck.
Da es nicht so viele Attraktionen in der Stadt gibt, begnügen wir uns mit Kokosnüssen am Strand essen und fahren am nächsten Morgen weiter nach Bagamoyo, wo wir einen Mitfreiwilligen besuchen. In dem aufkeimenden Heimatstädtchen des amitierenden tansanischen Präsidenten etwa 70km von Dar es Salam entfernt, existiert das reinste Paradies für jeden Ananas und Kokosnuss-Feinschmecker.
Auch historisch gesehen ist die Stadt wirklich interessant unter anderem dadurch, da sie einst in Kolonialzeiten den Titel Hauptstadt von „German East Africa“ trug. Alte Gebäude und deren Ruinen, noch von den Deutschen errichtet, finden sich in der Altstadt und am Strand des indischen Ozeans, wie zum Beispiel der alte Sklavenmarkt. Allein die Tatsache, dass es eine Altstadt gibt, ist meiner Meinung nach bemerkenswert, da in Kampala beispielsweise kaum ein Gebäude älter als 60 Jahre ist.
Ein anderes Merkmal der Stadt ist die starke Häufung von Künstlern/Rastas durch das „College of Arts“. Mit meinen Dreadlocks gerate ich mit diesen Kreisen besonders leicht in Kontakt. Auffällig ist, dass ich in erster Linie nicht mehr „Muzungu“ sondern “Rasta“ gerufen werde.
Info:
Rastas oder auch Dreadheads genannt nehmen meist eine Außenseiterrolle in der Gesellschaft ein, da sie als Sünder gelten. Hier in Tansania ist diese Gesellschaftsgruppe aber viel ausgeprägter vorhanden als in Uganda und vor allem im Bereich der bildenden Kunst vertreten.
Mathis in Bagamoyo hat aber gerade auch noch Besuch von zwei Ruanda-Freiwilligen, mit denen wir zusammen am nächsten Tag weiter in Richtung Kilimanjaros reisen.
Nach 4h Warten auf den Bus und weiteren 7h Busfahrt wird uns bewusst wie riesig Tansania eigentlich ist. Unser eigentliches Tagesziel Moshi erreichen wir an diesem Tag nicht mehr und übernachten deshalb wieder bei Freiwilligen in Mwanga, etwa eineinhalb Stunden von Moshi entfernt.
Früh am nächsten Morgen machen wir uns auf und reisen via Anhalter in schwerbeladenen Trucks weiter nach Moshi.
belebt und bunt: Moshis Markt
Wir sind bei Weitem nicht die einzigen Rucksacktouristen in der Stadt am Fuße des Kilimanjaro.
„Muzungu-Bergsteiger“ tummeln sich in den europäischen Kaffees. Trotz des Super-Touri-Gefühls bleiben wir noch einen Tag länger als geplant, weil die Stadt einfach schön ist und wir noch einen Trip zu den Wasserfällen des Kilimanjaro machen wollen. Bei der geführten Tour besichtigen wir zusätzlich noch die unterirdischen Fluchtgänge des Chagga-Stammes, der diese zum Schutz gegen die kriegerischen Massai baute. Ähnlich wie in der Mbale-Region in Uganda, die am Fuße des Mount Elgon liegt, wachsen hier besonders Bananen und Kaffee gut. Zum Mittagessen gibt es folglich Matooke (Kochbanane), Reis, Pumpkin-Greens (etwa wie Spinat), Meat und Mango-Juice.
fuer hungrige Bergsteiger: local food
A rare moment: Kilimanjaros Sommet not covered by clouds
Noch am Nachmittag desselben Tages reisen wir weiter nach Arusha, das nur eine Autostunde entfernt ist. Auf der Fahrt in der Fahrerkabine eines riesigen LKWs erhaschen wir noch einen atemberaubenden Blick auf den abendlichen Kilimanjaro, der nur an wenigen Stunden des Tages nicht von Wolken verhangen ist. Da wir aber trampen, werden aus der einen Stunde leicht drei und als wir die Stadt erreichen ist es bereits dunkel. Die besorgten Truck-Fahrer fahren uns deshalb netterweise direkt vor die Tür unserer Herberge!
Arusha wirkt wie ein kleines Kampala, dreckig und überfüllt. Wir halten uns nicht lange auf, treffen kurz einen Bekannten von mir aus Uganda und versuchen am späten Vormittag mit der Daumenraus-Variante bis nach Tansanias Hauptstadt Dodoma zu kommen.
Doch diesmal ist es schwieriger: Irgendwie scheint keiner der Trucks die Hauptstadt anzusteuern!
Mit kurzen Mitfahrgelegenheiten kommen wir Stück für Stück voran. In irgendeinem Kaff (den Namen habe ich vergessen und ist auf Googlemaps auch nicht zu finden) geben wir fast die Hoffnung auf heute noch Transport nach Dodoma zu finden, die Straße ist wie leergefegt. Wir seien zu spät dran, wird uns gesagt, die großen Busse seien alle schon um 5Uhr morgens in Arusha losgefahren.
Doch dann kommt endlich ein Pickup vorbei!
Die gute Nachricht: wir können mitfahren. Die schlechte Nachricht: vorne ist nur noch ein Platz frei.
Also quetschen wir uns hinten auf die Ladefläche, die wir uns mit den Ziegen teilen.
Nach schier endlosen 2h unter praller Sonne und scharfen Fahrtwind erreichen wir Babati. Erst die Hälfte unserer Tagesstrecke und es ist bereits 15 Uhr! Trotzdem gönnen wir uns nach diesem heftigen Adrenalinschub erstmal ein Mittagessen und ein Bierchen und versuchen es tapfer weiter.
10km schaffen wir es noch bevor wir aufgeben müssen. Kein einziges Auto auf der Straße zu sehen und wir sind mitten im nirgendwo in einem Kuhdorf.
Enttäuscht drehen wir um, verbringen die Nacht in Babati und buchen einen Reisebus gleich für früh morgens am nächsten Tag.
Wie wir nun herausfinden fahren die Busse einen riesen Umweg über Singida, da die direkte Straße nicht fertig gebaut ist. Aha, deshalb fuhr dort also gestern Abend gar nichts mehr.
Aber auch die „sichere Variante“ mit den Public means verstärkt unseren Frust über Babati, da unser Bus bereits bei Ankuft vollbesetzt war und wir gezwungenermaßen umgebucht wurden zu einem späteren Bus. Letztendlich starten wir drei Stunden später als geplant, da hätten wir auch wieder trampen können!
Die letzten 400km dehnen sich noch einmal zu einer Ewigkeit. Auch die Landschaft, die am Fenster vorbeizieht, wird immer abwechslungsärmer.
Wir wollen Dodoma unbedingt rechtzeitig erreichen, da wir die Hauptattraktion unseres Urlaubs nicht verpassen wollen: Eine Zugfahrt von Dodoma nach Mwanza.
Der Zug fährt nur zweimal die Woche.
Zum Glück hatte unser Freiwilliger vor Ort für uns schon gebucht, sodass wir unsere 3.Klasse Tickets nur noch abholen mussten.
Dodoma erinnert mich an Soroti. Hier ist alles flach, vereinzelt Granitfelsen, Savannenlandschaft, Sand und Staub und sengende Hitze. Die Stadt ist mir sympathischJ.
Aber hätte uns niemand gesagt, dass es die Hauptstadt ist, hätten wir es unter Umständen nicht gemerkt.
Info:
Dass Dodoma eine Planhauptstadt ohne tatsächliche Bedeutung ist zeigt sich in vielen Dingen. Zum einen befindet sich ein großer Teil der wichtigsten Regierungsgebäude immer noch in Dar es Salam. Zum anderen ist die Stadt mitten in der „Wüste“ in einer organisierten Kunststruktur angelegt. Richard wohnt beispielsweise in Area C.
Wir hängen ein bisschen in der Stadt rum und gönnen uns abends einen Besuch in einer echt-italienischen Pizzeria.
Unser Zug fährt um 7Uhr, deshalb heißt es mal wieder früh aufstehen und Proviant einpacken. Wir werden rund 24h auf den Schienen sein.
Sachen packen, G-nuts kaufen, es kann losgehen!
Um zehn Uhr werden die Tore des Bahnhofs aufgemacht. Wir drängen uns, unser Ticket in der Hand, zu unserem Wagon durch. Dieser steht etwas vereinzelt auf dem Abstellgleis, nirgends eine Lok zu sehen.
Waiting for the train to go at Dodoma Railwaystation
Auf dem Gleis gegenüber steht ein ganzer Zug, ebenfalls ohne Lok. Wir machen es uns auf den schaumstoffgepolsterten Holzbänken bequem und warten.
Und warten.
Und warten.
Um zwölf Uhr endlich Bewegung, der Zug gegenüber tuckert los in Richtung Dar es Salaam… mit der einzigen Lok weit und breit.
Wir warten wieder.
Um 14 Uhr werden wir ungeduldig und halten nach einer Person Ausschau, die Englisch spricht, da alle Bahnhofsansagen natürlich nur auf Kisuaheli sind.
Wie Marie auf den schmalen Sitzen der 3. Klasse wartet...
Wir bringen in Erfahrung, dass eine Lok ausgefallen ist. Der andere Zug hat unsere bekommen und wir müssen nun warten bis ein anderer Zug aus Dar es Salaam kommt. Aber das sei bestimmt bald.
Info:
von Dar nach Dodoma sind es gut7h mit dem Bus zu fahren und der Zug ist erheblich langsamer.
Aus Langeweile essen wir unseren ganzen Proviant auf. Später kommt nochmal Richard vorbei, unser Mitfreiwilliger bei dem wir übernachtet haben, und wir picknicken auf den Schienen.
Um 17 Uhr endlich Getute aus der Ferne, der Zug kommt!!!
Plötzlich Hektik, alle rennen auf Ihre Plätze. Nachdem wir unseren Hintern ungefähr 10 Stunden auf diesen Sitzen platt gesessen haben kommt doch tatsächlich jemand und behauptet, dies sei sein Sitzplatz. Der gestresste Schaffner tut alles um diese doppelte Buchung zu korrigieren und letztendlich dürfen wir unseren Sitzplatz behalten. Der Schaffner entschuldigt sich für die zehnstündige Verspätung und kündigt eine baldige Abfahrt an.
Nach weitern 3h rollt der Zug an, draußen dämmert es bereits.
Trotzdem sind wir unglaublich froh, endlich aufzubrechen. Langsam schieben wir uns an den NATO-Camps vorbei, bis auch die letzten Lichter der Stadt nicht mehr zu sehen sind.
Der Fahrtwind durchs Fenster gibt uns einen bitternötigen Adrenalinschub, denn das Schlimmste steht uns noch bevor: die Nacht im Zug!
An Schlaf ist nicht zu denken. Den ganzen Tag über waren unsere Mitfahrer sehr wortkarg, jetzt wo es dunkel wird kommt erst Leben ins Spiel.
Lautstarke Unterhaltungen zusammen mit Platzmangel machen den Gedanken an Schlaf unmöglich.
Manche Passagiere haben sich auf den Boden in den Zwischenräumen der Sitzabteile zur Ruhegelegt, sodass man auch für einen Abstellplatz für die Füße kämpfen muss.
Irgendwann beschließe ich dann es diesen Überlebenskünstlern nach zu tun und haue mich in der Mitte des Ganges aufs Ohr. Selbst ohne Kisuaheli zu verstehen wird mir schnell klar, dass ich damit auf größten Unmut stoße und nachdem mir der fünfte Mitfahrende ins Gesicht getreten ist (warum müssen die denn die ganze Zeit durch den Gang laufen, so oft KANN man gar nicht aufs Klo müssen!) räkel ich mich wieder auf die 20cm2 große, hölzerne Sitzfläche, die ihre Schaumstoffpolsterung schon vor einigen Jahren losgeworden ist.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit des Zugs überschreitet gewiss nicht die 40km/h Grenze, schon vor allem deswegen, weil wir alle paar Kilometer an für uns sinnfrei anmutenden Polizeikontrollen halt machen müssen.
Info:
Anscheinend gilt das allgemeine Nachtfahrverbot in Tansania nicht für Schienenfahrzeuge. Busse, LKWs und PKWs müssen zwischen 12 und 4 Uhr Nachts still stehen und dürfen nicht die Straßen befahren. Diese Regelung wurde erst vor kurzem eingeführt um die übermäßig vielen nächtlichen Unfälle in den Griff zu kriegen.
Bei diesen nächtlichen Stopps wird den Passagieren geraten die Eisenverschläge der Fenster zu schließen, da es oft vorkommt, dass sich Diebe vom Zugdach aus Taschen durch die offenen Fenster klauen.
Marie versichert mir, dass das auch tatsächlich zwei Sitzreihen weiter passiert ist während ich auf dem Fußboden gedöst habe.
Wie auch immer, auch diese Nacht hat irgendwann ein Ende und als wir gegen 8Uhr morgens aufwachen, merken wir, dass es uns hingegen aller Erwartungen gelungen ist ein oder zwei Stunden Schlaf zu finden. Die Hälfte der Strecke ist nun geschafft.
Nach mehrstündigem Aufenthalt im Bahnhof von Tabora rollt der Zug wieder an. Wir passieren unendliche Weite, vereinzelte Lehmhütten und kleinere Dörfer. Der vorbeifahrende Zug erregt die Aufmerksamkeit der Einheimischen. Kinder rennen nebenher und hoffen darauf, dass durstige Passagiere leere Plastikflaschen aus dem Fenster verwerfen, die auf dem Land als wertvolles Gut gelten.
Zum Beispiel Benzin kann darin abgefüllt werden und an abgelegenen Straßen zu überteuerten Preisen an aufgeschmissene Boda-Boda-Fahrer verkauft werden.
Gegen 10 Uhr abends erreichen wir dann endlich das nächtliche Mwanza. Wir riechen sofort die fischige Seeluft, willkommen zurück am Victoriasee!
Am nächsten Tag klappern wir sämtliche Attraktionen der Stadt ab, ein Springbrunnen und eine große, alte Baumwurzel.
Im Zentrum befindet sich ein Hügel auf dessen Spitze ein altes Gebäude steht, das einst von dem Deutschen Robert Koch gebaut wurde.
Der Reiseführer sagt uns, dass dort nun Maasai-Krieger wohnen. Unter praller Mittagssonne umrunden wir dreimal den Felsen und schlagen uns durch reges Menschengewimmel, bis wir endlich den unscheinbaren Aufstieg hinter dem Biergarten finden. Oben angekommen betreten wir das alte Gemäuer, in dem wir sofort von Maasai empfangen werden, die uns herein winken. Die tolle Aussicht über die Stadt und den See wird von uns natürlich gleich auf digitale Weise festgehalten. Als wir jedoch den Balkon wieder verlassen wollen, halten uns die Bewohner auf und verriegeln sogar die Tür: „Hella, Hella!“ (dt.: Geld, Geld). Nach aussichtsloser Diskussion müssen wir und doch geschlagen geben und den gierigen Touristenfängern ein zehntausend Schilling in die Hand drücken.
Teures Foto: Blick vom Robert Koch-Rock
Verdrossen machen wir uns auf den Abstieg und diskutieren über den afrikanisch-europäischen Dialog.
Beim Abendessen im China-Restaurant direkt am Ufer des Victoriasees mit Blick auf den „Bismarck-Rock“ im Wasser ist unsere Stimmung aber wieder besser und wir schämen uns für unsere generalisierenden Gedanken. Immerhin hatte wir bis jetzt doch ausschließlich nur positive Erfahrungen mit äußerst offenen, hilfsbereiten (wenn vielleicht auch manchmal etwas aufdringlichen), ehrlichen und netten Tansaniern.
Eigentlich war unser Plan per Fähre weiter nach Bukoba zu tuckern, aber durch unser Zug-Dilemma haben wir die Fähre am Vortag verpasst. Dumm, dass die nächste Fähre erst in zwei Tagen fährt.
Solange können wir nicht warten, in unseren Arbeitsstellen werden wir schon sehnsüchtig erwartet. Unser Urlaub ist jetzt schon länger als geplant, da wir die Größe Tansanias und die damit verbundenen langen Reisezeiten total unterschätzt haben. Folglich bleibt uns nichts anderes übrig als für die letzte Etappe unserer Reise mal wieder in einen klapprigen, alten Bus zu steigen.
In dem schönen Städtchen Bukoba, das nur noch eineinhalb Stunden von Uganda entfernt ist, verbringen wir mal wieder eine Nacht bei einem Mitfreiwilligen. Landschaftlich sieht es hier schon wieder so aus wie im vertrauten Uganda, Bananenstauden dominieren das Landschaftsbild. Früh am nächsten Morgen brechen wir dann endgültig den Rückweg an, um noch in der Nacht des selben Tages unsere „Heimatorte“ zu erreichen.
Kwa heri, Tanzania, karibu sana Uganda! (dt.: Auf Wiedersehen Tansania, herzlich Willkommen in Uganda!)
Wir zwei Coolen... ;)
 
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 Arbeitsalltag in Soroti


Mein täglicher Weg zu Arbeit führt mich vorbei an kleinen “shops”,  Trends Disco, der einzigen Diskothek des Ortes und am staatlichen Gefängnis, wo Sträflinge in gelben Anzügen am Straßenrand in der brütenden Sonne die Hacke schwingen. Dann radle ich noch einen knappen Kilometer lang neben dem Absperrzaun der Flugschule vorbei, bis ich das Office der Church of Uganda erreiche.

Dort  beginnt der Arbeitstag mehr oder weniger pünktlich um 8.30Uhr mit einer Morgenandacht. Im Anschluss gibt es dann ”tea”, sprich Frühstück. In Uganda wir übrigens jede kleinere Mahlzeit als “tea” bezeichnet, zu der in der Regel auch immer der typische Schwarztee gereicht wird.
Meistens fahre ich aber morgens nicht gleich ins Büro, sondern mache vorher einen Abstecher zur  Baumschule um zu Giesen, Unkraut zu jäten oder einfach so nach dem Rechten zu schauen und mit den Anwohner ein Schwätzchen zu halten. Je nach Arbeitslage mache ich dann noch einen Zwischenstopp im Kindergarten, um mit den Kinder Fußball zu spielen und “Porridge” zu essen - oder besser gesagt zu trinken. Dieser an sich geschmacklose Maismehlbrei wird mit einem Schuss frischen Zitronensaft (fast) zu einem kulinarischen Genuss.
Bevor ich dann endgültig  „town“ erreiche schaue ich gelegentlich noch beim Haus des Bischofs vorbei, auf dessen Grundstück sich die Pilzplantagen des Pilzzuchtprojekts befinden.
Auf dem Kirchengelände angekommen nehme ich erstmal Mittagessen zu mir, bevor ich runter zur Kirche gehe und Gitarrenunterricht gebe. Inzwischen habe ich auch dafür einen festen Termin mit den Jugendlichen vereinbart, zusammen schreiben wir gerade ein paar Songs.
Ein oder zweimal die Woche gebe ich Trainingseinheiten bei einer relativ neugegründeten Mädchenmannschaft der katholischen Kirche, den „Halleluja Girls“.
Mittwochs ist immer Meeting der Mütter, wo allerlei Dinge diskutiert werden, aber auch die Möglichkeit  besteht, Handcraft-Sachen vorzustellen, wie z.B. Papierperlenketten (siehe Post:“Einfach aber Genial“).
Gegen fünf Uhr endet dann in der Regel mein Arbeitstag, kommt aber immer auf mein Programm an.

Gelegentlich bin ich auch mit Kollegen auf “fieldtrips” durch die Diozöse um Projekte oder Schule der Kirche zu überblicken.
Zum Beispiel im Rahmen des Education Quality Improvement Program (EQUIP) des Education Departements fanden einige Meetings und Lehrerfortbildungen in der ganzen Teso-Region statt. Bei einigen hatte ich die Gelegenheit dabei zu sein, meine Hauptaufgabe war dann Fotografieren und Dokumentieren oder auch Fahrer sein.
Autofahren auf Ugandas Straßen mit Ugandas Autos hat nochmal seine ganz eigenen Anforderungen…

Wenn ich dann mehr oder weniger müde abends nach Hause komme, freue ich mich auf die, wie immer, eiskalte Dusche.

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Ein etwas längerer Ausflug

Es war alles perfekt geplant.
Aber natürlich läuft etwas nie so wie man es sich vorstellt, vor allem nicht in Afrika.
Mein Plan war am Donnerstag den 19.10.12 nach Kampala zu fahren, dort meinen Reisepass mit dem frisch eingeklebten Arbeitserlaubnissticker abzuholen und von dort weiter nach Kisumu in Kenia zu fahren.
In dieser Stadt direkt am Victoriasee arbeiten vier weitere Solivol-Freiwillige, bei denen ich ein paar Tage verbringen wollte bevor wir alle zusammen weiterreisen würden, um den knapp 5000m hohen Mount Kenia zu bezwingen. Dann wollte ich über Nairobi zurück fahren um weiter nach Tansania zureisen, wo ich mit meinem Chef an einer Fortbildung meine Arbeit betreffend teilnehmen wollte. Danach sollte es dann zurück ins heimische Uganda gehen.
Ein feiner plan, ein feiner plan.
Die Realität sah dann folgendermaßen aus:
Habe im Nachtbus nach Kisumu verschlafen und bin sieben Stunden später in Nairobi aufgewacht!
Zum Glück hatten unsere Keniafreiwilligen dort gute Kontakte, sodass ich dort vorerst eine Bleibe bei deren einheimischen Freunden hatte.
Bis zum Beginn der Mt. Kenia-Tour habe ich dann die Zeit in Kenias Hauptstadt totgeschlagen.
Wie eine südeuropäische Stadt wirkt die ostafrikanische Metropole, in der ich überrascht Verkehrsampeln, Palmenalleen und hochragende Bürogebäude bestaunte. Auch die Wohnung meiner extrem freundlichen “Gastfamilie” kann mindestens mit europäischen Standards mithalten. Sogar eine warme Dusche konnte ich dort seit langen mal wieder genießen!
Verlässt man jedoch den mittelständischen Compound und spaziert zwanzig Meter die Straße hinunter, sieht man die Ärmsten der Armen am Straßenrand im Gras dösen…
Unteranderem dieses krasse Arm-Reich-Gefälle macht Nairobi zur unsichersten Stadt Ostafrikas.
Diese Erfahrung machte ich dann am Sonntag am eigenen Leib, als in einem Linienbus mein Rucksack Langfingern in die Hände fiel.
Auf dem Weg zum Buspark brach in unserem Bus plötzlich Hektik aus, die, wie ich im Nachhinein lernte, wohl gezielt verbreitet wurde. “Polizeikontrolle, Polizeikontrolle, alle anschnallen!!!” riefen aufgebrachte Stimmen. Da an meinem Sitz aber kein Gurt war, setzte ich mich zwei Reihen weiter nach vorne, sodass ich unser gehäuftes Gepäck für einen Moment aus den Augen lassen musste. Als der Bus unvermittelt stoppte, hetzten fast alle Passagiere aufgebraucht ins Freie. Mir blieb gar keine Zeit um die Situation zu verstehen und als ich völlig verwirrt zu meinem Platz zurück ging musste ich feststellen, dass ich um ein Gepäckstück erleichtert wurde. Darin befand sich schlauerweise die Gesamtheit meiner Wertsachen und Ausweisdokumenten. Ein gefundenes Fressen.
Ein anderer Mitfreiwilliger aus Tansania wurde ebenfalls Opfer des Coups.

Nach Umwegen über Polizeirevier und deutscher Botschaft sind wir Ausgeraubten dann etwas verspätet zum Treffpunkt am Fuße Mount Kenias gefahren.
Ein Gutes hatte es ja: Dadurch dass ich keinen Tagesrucksack mehr hatte fiel mehr der Aufstieg um einiges leichter als den anderen Teilnehmern.
Trotzdem ist so ein 5000m hoher Berg nicht zu unterschätzen, vor allem da wir alle unerfahrene und unprofessionell ausgerüstete ottonormal Wanderer waren.
Die ganze Gruppe, darunter sieben Solivol-Leute, zwei Kenianer und ein Engländer, machte spätestens ab 4000m die ungewohnte Höhe zu schaffen. Bei mir äußerte sich das am zweiten Tag in starken Kopfschmerzen.
Unter diesen Bedingungen schafften es nur etwa 60prozent der Teilnehmer – mich inclusive - bei eisigen Temperature und Schneewehen auf den wolkenverhangen Gipfel. Da wir den Sonnenaufgang auf der Bergspitze bewundern wollten, waren wir noch in der Nacht zu Point Lenana (4975m) aufgebrochen. Leider war der erhoffte Ausblick bis zum Kilimanjaro dank diesigem Wetter nicht vorhanden und Wolken die Sichtweit auf wenig Meter reduzierten. Trotzdem war das Gefühl auf dem Gipfel überragend, geschafft!
Noch am selben Tag machten wir uns auf den Abstieg und erreichten erst spät am Abend unser erstes Camp.
Krönender Abschluss der Tour durch das Mount Kenya national reserve war, als wir beim Abstieg auf eine Herde Waldelefanten stießen. So ganz ungefährlich sind die behäbigwirkenden Dickhäuter aber dann doch nicht, weshalb extra ein Ranger mit scharfen Gewehr im Auto herbeigeordert kam und mit Warnschüssen die Urwaldtiere vertrieben hat.
Als wir ausgelaugt aber stolz am Freitag wieder im Basiskamp ankamen sogen wir genüsslich die sauerstoffreiche, warme Luft ein.
Für Richard und mich ging es dann aber anstatt zurück nach Kisumu, erstmal wieder nach Nairobi zur deutschen Botschaft, um schnellstwieder gültige Papiere zu bekommen.
Da die Mühlen der Bürokratie aber bekanntlich langsam mahlen, saßen wir fürs Erste in Kenia fest.
Die Zeit nutzten wir um uns die Stadt Nairobi und den nahegelegenen Nationalpark anzuschauen, was mich die verpasste Reise für mich nach Tansania fürs Erste vergessen lies.
Zebras, Antilpen, Nashörner, Nilpferde, Krokodile, Giraffen, schlichtweg alles was das Safari-Herzbegehrt ist dort an Fauna zu beobachten. Und das alles mit den Hochhäusern Nairobis im Hintergrund, überragend.

Nach erledigtem Papierkram machte ich auf dem langersehnten Rückweg nach Uganda nochmal kurz Zwischenstop in Kisumu, um den verpassten Besuch nachzuholen.
Kampala musste ich wegen Visa-Geschichten auch nochmal passieren, bevor ich dann endgültig nach drei Wochen Abwesenheit nach Soroti zurückkonnte.
Alles in allem ein sehr lehrreicher Ausflug.
Shit happens.


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Meine Küche ist ein Tisch und meine Toilette ein Loch…
Badezimmer
Schlafzimmer
Wohnzimmer und Küche mit Gasherd
Zwei Räume, ein Badezimmer, gefliester Fußboden, noch leere Wände.
Das ist meine Wohnung.
Die Inventur: Ein Bett, ein paar Regale gefüllt mit Küchenutensilien und Überlassenschaften meines Vorgängers und in der Ecke steht sogar ein Sofa.
Zwar schlicht, aber eigentlich ganz nett und wie ich später merke sogar überdurchschnittlich gut!
Schließlich haben wir, meine Nachbarn und ich, rund um die Uhr fließend Wasser dank eines hauseigenen Wassertanks und auch „Power“, wenn nicht grade wieder ein Stromausfall die ganze Stadt lahm legt.
Im selben Haus sind noch vier weitere Wohnungen, die sich zusammen einen schmalen Außenbereich teilen. Das ganze Areal wird von einer 3m hohen beton Mauer umgeben auf deren oberen Rand große, spitze Glasscherben eingelassen sind.
„Das ist ein sicherer Platz“, wird mir stolz erzählt.
Angesichts der Mauer und den vielen Schlössern hege ich daran auch keinen Zweifel!

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Soroti - Endlich angekommen

20 Personen sitzen in dem für 14 Passagiere ausgelegten Bus, der mich an das Ziel meiner Reise bringt, dazu kommen 3 Kinder und jede Menge Gepäck (meines beträgt allein schon 46 kg!).
Nach schier endlosen 6 Stunden Fahrzeit, ca. 250km unasphaltierten mit Schlaglöchern gesäumten Straßenkilometern, vorbei an kleineren Dörfern, Feldern und Ansammlungen von Rundhütten, hält das Taxi endlich auf der Hauptstraße in Soroti und entlässt seine durchgeschwitzten Passagiere mit eingeschlafenen Beinen.
Diese Straße mit dem kolonialen Mittelstreifen sieht fast so aus wie in Jinja… nur kleiner.
Unser Organisator von Artefact ist mit mir gereist und führt mich direkt ins Office meiner zukünftigen Arbeitsstelle, der anglikanischen „Church of Uganda“.
Warmherzig werde ich dort von meinen Vorgesetzten und Mitarbeitern begrüßt. Auch wenn ich etwas Schwierigkeiten habe den ugandischen Englischakzent zu verstehen merke ich, dass sich jeder riesig über meine Ankunft freut und bemüht ist mich sofort zu integrieren.
Das ganze Begrüßungskomitee führt mich zu meiner Wohnung, die etwas außerhalb des „Town“ im sogenannten Campswahili liegt.
Es tut gut, endlich den schweren Rucksack und das Tourismusgefühl abzulegen!
Nach einem kurzen, allgemeinen Gebet werde ich Freunden meines Vorgängerfreiwilligen überlassen, die mit mir die nötigsten Besorgungen in der Stadt machen.
Zu Fuß dauert es gute 20min ins Zentrum und ich nehme mir fest vor, sobald wie möglich ein taugliches Fahrrad aufzutreiben.
Es ist zwar nicht allzu spät, aber bereits dunkel, als wir zu meiner Wohnung zurückkehren. Hier in der Nähe des Äquators geht die Sonne nämlich schon gegen 19Uhr unter.
Moses hilft mir den Gasherd zu installieren und die frisch erworbenen Glühbirnen anzubringen.
Irgendwann bin ich dann aber doch allein und falle erschöpft in das nigelnagelneue Bett, das mein Vorgänger für mich geordert hat.
Wow, hier ist es also, wo ich für die nächste Zeit bleiben werde!
In meinen Träumen bin ich aber immer noch in Deutschland…
Herausragend: Der "Old women Rock" in Soroti ist die einzige Erhebung weit und breit.
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Jinja – Zwischenstop am Victoriasee

Jinjas Dächer, im Hintergrund erstreckt sich der Victoriasee
Über zwei Stunden dauerte die strapaziöse Taxifahrt von Kampala bis Jinja, der zweitgrößten Stadt Ugandas, wo zwei Freiwillige aus unserer Gruppe arbeiten werden.
Für mich ist es nur ein Zwischenstop auf meinem Weg in den Nordosten.
Die Terrasse des Hotels erlaubt einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Stadt hinweg auf den Victoria-See. Auch der Nil ist gerade um die Ecke.
Verglichen mit dem überfüllten, chaotischen und lauten Kampala ist Jinja ein ruhiges Städtchen. Eigentlich ziemlich schön hier, hier könnte ich bleiben.
Aber weiter geht’s schon am nächsten Morgen, wieder mit dem Bustaxi über Mbale nach Soroti.

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Kampala – mein Tor zu Afrika

Stolze 1,3 Millionen Einwohner zählt die Hauptstadt der „Perle Afrikas“, wie Winston Churchill einst Uganda betitelte.

Doch als wir, 10 vorfreudige Weltwärts-Freiwillige, am frühen Morgen des 14. August in der afrikanischen Metropole ankommen, merken wir davon wenig. Nur vereinzelt trifft man Menschen auf den von Lehm und Sand rotbraun gefärbten Straßen.
Am nächsten Mittag ändert sich das Bild jedoch drastisch:
Buntes Treiben auf überfüllten Straßen, Verkehrslärm und Gerüche unterschiedlichster Art.
Blick aus dem Aponye Hotel, William Street, Kampala

Zahlreiche Menschen balancieren ausladende Lasten auf dem Kopf eilig durch die Gegend und schlängeln sich zwischen den parkenden Lastern hindurch. An nahezu jeder Ecke werden frische Früchte, vor allem Bananen und Mangos, feil geboten.
Nur eine Stunde Zeitverschiebung und trotzdem eine ganz andere Welt…
Ich brauche ein paar Tage um die Flut von Eindrücken zu verarbeiten.

Eine ganze Woche dauert die sogenannte Orientierungsphase für uns europäische „Mzungus“ (Weiße).
Während dieser Tage in Kampala haben wir die Gelegenheit einige unserer Vorgängerfreiwilligen kennen zu lernen, die gerade ihre letzten Tage und Wochen in Afrika verbringen.
Außerdem werden wir mit den zentralen Orten der Stadt vertraut gemacht, wie z.B. dem Busbahnhof, Immigration Office und dem größten Kleidermarkt Ugandas.
An der Makerere University belegen wir einen dreitägigen Luganda-Sprachkurs, sodass wir die gängigsten Floskeln und Sätze schon sehr bald beherrschen und so bei Preisen nicht mehr so leicht übers Ohr gehauen werden.
Fragen in der lokalen Sprache hilft dabei ungmein: „Boda ssente mekka?“ (Wie viel kostet die Bodafahrt?)
Boda-Bodas sind die berühmt-berüchtigten Motorradtaxis, die überall in Uganda anzufinden sind.
Nicht ganz ungefährlich sind die rasanten Fahrten der wendigen Mitfahrgelegenheiten, die sich waghalsig durch den Links- und Gegenverkehr schlängeln.
Zum Glück hab ich einen Helm mitgenommen!

Nach dieser Tourismus-Woche im Hotel mit werden wir zu unserer jeweiligen Einsatzstelle gebracht. Für mich heißt es am 20.8. auf nach Soroti.

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